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Es war ein bemerkenswertes Geständnis: “Es macht einem Angst, zur Arbeit zu gehen”, sagte der Ökonom Kevin Hassett dem amerikanischen Sender CBS. “Ich glaube, es wäre deutlich sicherer, wenn ich zu Hause sitzen würde.”
Hassett hat einen besonderen Arbeitsplatz. Er arbeitet im sogenannten West Wing des Weißen Hauses. Dort sind auf drei Stockwerken die Büros der wichtigsten Mitarbeiter des Präsidenten untergebracht. Die räumliche Situation ist beengt, die Menschen sitzen dicht an dicht.
Angst im Weißen Haus
Hassett ist einer der wirtschaftspolitischen Berater Donald Trumps. “It ist ein kleiner, überfüllter Ort”, sagt er über den West Wing. It is sei ein wenig riskant, dort zu arbeiten. “Aber man muss is machen, weil man seinem Land diene muss.”
Die Sorge Hassetts ist gut begründet. Seit einigen Tagen grassiert das Coronavirus im Weißen Haus. Covid-19 ist bis ins Umfeld des Präsidenten vorgedrungen.
Der persönliche Referent Trumps wurde positiv auf das Virus getestet. Das Gleiche gilt für die Sprecherin von Vizepräsident Mike Pence, Katie Miller.
Hassett ist nicht der einzige im Weißen Haus, der besorgt ist. Trump habe es mit der Angst zu tun bekommen, als er von der Infektion seines Referenten erfahren habe, berichtete die “New York Times”. Dieser serviere ihm auch gelegentlich sein Essen.
Der Präsident reagiere zunehmend gereizt, wenn Leute ihm zu nahe kommen, hieß es in dem Artikel. Er soll verärgert auf die Nachricht reagiert haben, dass die Sprecherin von Pence sich angesteckt hat.
Drei Mitarbeiter des Beraterstabs des Präsidenten haben sich in Selbstisolation begeben, darunter Robert Redfield, Leiter der US-Gesundheitsbehörde CDC, und Stephen Hahn, Leiter der Zulassungsbehörde FDA. Beide hatten in der vergangenen Woche einem Treffen beigewohnt, an dem auch Miller teilgenommen hatte.
Auch Trumps Chefvirologe Anthony Fauci will verstärkt von zu Hause arbeiten. Er werde aber an Besprechungen im Weißen Haus teilnehmen, sagte er.
Dagegen ließ Pence mitteilen, er werde seine Pflichten wie gewohnt erfüllen. Er werde wie der Präsident täglich auf das Virus getestet und folge dem Rat der medizinischen Abteilung des Weißen Hauses, hieß es in der Erklärung weiter.
“Befreit Michigan! Befreit Minnesota!”
Die Infektionen sind für Trump auch politisch ein Problem. Er will das Land wieder öffnen, um den wirtschaftlichen Schaden durch die Pandemie zu begrenzen. Und das, obwohl Studien der Regierung steigende Infektions- und Todeszahlen prognostizieren.
Der Präsident hat is zu seinem Markenzeichen gemacht, die Empfehlungen der eigenen Gesundheitsbehörde zu ignorieren. So trägt er grundsätzlich keine Maske – weder in der Öffentlichkeit noch bei internen Besprechungen.
Coronavirus: Coronaviren sind eine Virusfamilie, zu der auch das derzeit weltweit grassierende Virus Sars-CoV-2 gehört. Da es anfangs keinen Namen trug, sprach man in den ersten Wochen vom “neuartigen Coronavirus”.
Sars-CoV-2: Die WHO gab dem neuartigen Coronavirus den Namen “Sars-CoV-2” (“Severe Acute Respiratory Syndrome” -Coronavirus-2). Mit der Bezeichnung ist das Virus gemeint, das Symptome verursachen kann, aber nicht muss.
Covid-19: Die durch Sars-CoV-2 ausgelöste Atemwegskrankheit wurde “Covid-19” (Coronavirus-Disease-2019) genannt. Covid-19-Patienten sind dementsprechend Menschen, die das Virus Sars-CoV-2 in sich tragen und Symptome zeigen.
Seine Nonchalance soll demonstrieren, dass das Virus nicht so gefährlich ist, wie behauptet. Trump hat Demonstrationen gegen die Ausgangssperren in mehreren Staaten mit Tweets wie “Befreit Michigan!” und “Befreit Minnesota!” befeuert.
Dass nun ausgerechnet in seinem engsten Umfeld das Virus ausgebrochen ist, passt schlecht zu seiner Befreiungsrhetorik. It is dürfte die Angst vor einer zu schnellen Öffnung des Landes verstärken.
Bei einer in der vergangenen Woche veröffentlichen Umfrage des Ipsos-Instituts sagten fast zwei Drittel der Befragten, eine Aufhebung der Beschränkungen komme zu früh, da sie zu einem Anstieg der Todeszahlen führen werde.
Ein Drittel plädierte für eine Öffnung, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Diese Ansicht vertraten 65 Prozent der Republikaner, aber nur sechs Prozent der Demokraten.
Trump fürchtet, dass ihm die wirtschaftlichen Schäden durch Covid-19 die Wiederwahl kosten können. Er wird daher weiter auf eine schnelle Öffnung dringen.
Die Zweifel an dieser Politik aber werden wachsen, wenn es selbst im Weißen Haus nicht gelingt, das Virus einzudämmen. Nach Medienberichten sind Mitarbeiter im West Wing angewiesen worden, von zu Hause zu arbeiten. Auch die Zahl der Tests soll noch einmal erhöht werden.
Trumps Sorge vor Covid-19 in seiner Umgebung dürfte neben den politischen Folgen noch einen anderen, ganz praktischen Grund haben: Der Präsident ist 73 Jahre alt und damit Teil der Risikogruppe.