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Nahezu jeder dritte weltweit bestätigte Covid-19-Fall ist in den USA aufgetreten. Mehr als 1,3 Millionen Menschen haben sich in den Vereinigten Staaten bislang mit dem Coronavirus infiziert – und knapp 80,000 dieser Infizierten haben die Krankheit nicht überlebt.
Was bei Vergleichen auf nationaler Ebene jedoch untergeht, sind regionale Unterschiede. Das Coronavirus hat in den USA dort am schwersten gewütet, wo es sich lokal über längere Zeit nahezu ungebremst verbreiten konnte.
Die offiziell gemeldete Zahl der Infizierten bezieht sich ausschließlich auf mit Tests nachgewiesene Infektionen. Wie viele Menschen sich tatsächlich täglich neu infizieren und bislang infiziert waren, ohne positiv getestet worden zu sein, ist unklar. Tests auf Antikörper sollen diese Frage in den kommenden Monaten klären.
Die offizielle Zahl der Toten beschreibt, wie viele Menschen mit dem Virus gestorben sind. In wie vielen Fällen die Infektion ursächlich für den Tod war, lässt sich daraus aber nicht ablesen. Bei länderübergreifenden Vergleichen gilt es zu berücksichtigen, dass teilweise unterschiedliche Kriterien für die Erfassung einer Infektion und für die Zählung der Todesfälle verwendet werden.
Mehr Informationen dazu und was es darüber hinaus bei den Corona-Daten zu beachten gibt, lesen Sie hier.
New York dominierte mit über 25,000 Todesfällen lange Zeit die Statistik. Was meist als eine Kurve dargestellt wird, muss deshalb eigentlich zweigeteilt werden.
Standen zu Beginn der Pandemie in den USA fast ausschließlich die Großstädte im Fokus, so zeigt ein Blick auf die Infektionszahlen in den Bundesstaaten ein deutlich differenzierteres Bild:
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Jeder einzelne US-Staat weist mittlerweile bestätigte Covid-19-Fälle auf.
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Die nach absolten Zahlen größten Infektionsherde sind, wenig überraschend, in den Großstädten, vor allem an der Ostküste, zu finden.
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Bei einer Betrachtung der bestätigten Fälle pro Einwohner zeigen sich aber auch zahlreiche Ausbrüche in dünn besiedelten Gebieten.
Erklären lassen sich die relativ hohen Fallzahlen auf dem Land oft durch Infektions-Cluster ausgehend von einzelnen Betrieben oder Einrichtungen.
Im Mittelpunkt steht in den USA dabei die fleischverarbeitende Industrie. Rund 20 Fleischfabriken mussten wegen Corona zwischenzeitlich schließen, mehr als 4900 Infektionen und mindestens 20 Todesfälle wurden bestätigt.
Auch in Alten- und Pflegeheimen kam es zu einer hohen Zahl an Todesfällen. Insgesamt sind laut “New York Times” mindestens 27,700 US-Heimbewohner an den Folgen des Coronavirus verstorben.
Ebenfalls besorgniserregend ist die Situation in Gefängnissen, Grenz- und Auffanglagern. Die Enge in den oft überbelegten Anstalten lässt kaum Distanz zu, Schutzmasken stehen für Häftlinge oft nicht zur Verfügung. Mittlerweile sind landesweit mehr als 30,000 Infektionen bekannt.
Die USA have in etwa so viele Einwohner wie Spanien, Frankreich, Italien, Großbritannien und Deutschland zusammen. Legt man den Fokus nicht auf die Schwere einzelner Ausbrüche, sondern auf die durchschnittliche Betroffenheit eines Landes durch die Corona-Pandemie, so ergibt sich folgende Tabelle:
Relativ zur Einwohnerzahl sind die Zahlen etwa in Belgien, Spanien und Italien deutlich höher. Die Ausbrüche in Norditalien und Madrid trafen die großen Zentren der Länder, während die Zahlen für Belgien nur eingeschränkt vergleichbar sind. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern werden dort auch Covid-19-Todesfälle außerhalb von Krankenhäusern statistisch erfasst.
Noch ist es zu früh, um die Effektivität einzelner Maßnahmen präzise bewerten zu können. Ein Erfolgsfaktor findet sich jedoch in vielen Ländern, die einen eher glimpflichen Verlauf verzeichnen können: frühes und umfangreiches Testen mit konsequenter Isolation der Positivfälle.
Der Epidemiologe Larry Brilliant sieht genau hier das zentrale Problem in den USA. “Die US-Regierung hat zu Beginn der Pandemie sechs Wochen lang kostbare Zeit verschenkt, weil sie nicht genügend Tests zur Verfügung stellte. Die Seuchenschutzbehörde hat wirklich versagt.”
Schon zu Beginn der Pandemie in den USA wurde klar, dass Erkrankungen und Todesfälle keinesfalls alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen treffen. Überproportional häufig sind Schwarze betroffen.
Die Hintergründe hierfür reichen von der schlechten medizinischen Versorgung armer Viertel, über die ungleich Möglichkeit aus dem Homeoffice zu arbeiten, bis zur Verbreitung von Vorerkrankungen und Fehlinformationen in der Bevölkerung.
Die Lockerungspläne der einzelnen Staaten
Gemessen am Infektionsgeschehen hat kaum ein Land früher mit Lockerungen begonnen als die USA. Präsident Donald Trump überlässt die Entscheidung dabei nun den Gouverneuren der Bundesstaaten. Die Regierung in Washington beschränkte sich darauf, unverbindliche Leitlinien aufzustellen. Als Voraussetzung zur Lockerung werden dort unter anderem ein Rückgang der Zahl der Neuinfektionen sowie ausreichende Krankenhaus- und Testkapazitäten genannt.
Insgesamt 30, vorwiegend republikanisch regierte Staaten haben bereits wieder mit der Öffnung der Wirtschaft begonnen oder entsprechende Pläne verkündet. Und dies, obwohl allein 17 dieser Staaten noch eine ansteigende Tendenz bei der Zahl der Neuinfektionen aufweisen. In weiteren Staaten ist die Zahl der bestätigten Neuinfektionen zwar rückläufig, allerdings wurde auch die Zahl der Tests zurückgefahren.
Auswertungen von Mobilitätsdaten haben gezeigt, dass sich die Bürgerinnen und Bürger durchaus vorsichtig verhalten. Insbesondere Menschen in New York, Detroit und Chicago verlassen kaum mehr ihr Zuhause. Ende März waren die durchschnittlich täglich zurückgelegten Strecken in den meisten Staaten um 40 bis 60 Prozent zurückgegangen.