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Bild: EPA
Wundermittel gegen Corona? Ein Schweizer Arzt beeindruckt sogar Bill Gates
Andreas Diacon erforscht in Südafrika seit 20 Jahren ein altes Medikament, das auch gegen Corona helfen könnte. Der Thurgauer ist optimistisch.
Die Patientin ist nervös. Sie hasst Nadeln. Als Krankenschwester versucht sie zwar täglich, anderen Menschen die Angst vor Spritzen zu nehmen. Doch heute sitzt sie für einmal selber auf dem Behandlungsbett. Sie ist die erste Probandin einer neuen Studie, in der in Südafrika ein Impfstoff gegen Covid-19 getestet wird.
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Der Wirkstoff ist ein altbekanntes Bakterium, das jetzt vielleicht zum neuen Corona-Wundermittel werden könnte. Darauf, mindestens, hofft der Schweizer Lungenfacharzt Andreas Diacon, der in Südafrika seit 20 Jahren Tuberkulose- Forschung betreibt. Mit seinem Non-Profit-Unternehmen «Task» will er gemeinsam mit seinen 150 Mitarbeitern herausfinden, ob der Bacillus Calmette-Guérin, kurz BCG, nicht nur gegen Tuberkulose, sondern auch gegen das neuartige Coronavirus hilft.
Die Übersicht zur Lage in der Schweiz:
“Die Bakterien, die früher einmal Rindertuberkulose verursacht haben, sind heute so manipuliert, dass sie keine Krankheit mehr auslösen können”, sagt Diacon. Er steht in einem Wartezimmer der Universität Stellenbosch. Unter einem Gummibaum stapeln sich alte Ärztezeitschriften. Vor dem Fenster ragen die roten Türme des Tygerberg Hospitals in den Himmel, jenem staatlichen Krankenhaus, in dem Kapstadts Coronapatienten behandelt werden.
Bild: Markus Schönherr / Aargauer Zeitung
Der Impfstoff eignet sich sogar zur Krebsprävention
Bevor der 57-jährige gebürtige Thurgauer nach Südafrika auswanderte, war er in Spitälern in St.Gallen und Basel tätig. Der Lungenarzt wirkt gelassen, trotz der rasant steigenden Infektionszahlen in seiner Wahlheimat. Für seine Arbeit wurde er 2018 von Microsoft-Gründer Bill Gates als «Held der Feldarbeit» betitelt.
Diacons Spezialgebiet ist die Erforschung der rätselhaften BCG-Bakterien. Als Impfstoff wurden sie vor 99 Jahren in Paris zum ersten Mal am Menschen eingesetzt. Bis heute stellt der Impfstoff Forscher vor Rätsel. “Er stimuliert das ganze Immunsystem auf eine Art und Weise, die wir noch schlecht verstehen”, erzählt Diacon.
Fest steht zum Beispiel, dass die Kindersterblichkeit unter BCG-Geimpften sinkt – nicht nur im Fall einer Tuberkuloseerkrankung, sondern auch bei anderen viralen Infektionen. Laut einer amerikanischen Studie erkrankten Menschen, die im Kindesalter mit BCG geimpft worden sind, selbst Jahrzehnte später wesentlich seltener an Lungenkrebs als Ungeimpfte.
Coronavirus – die Lage weltweit:
Einen ähnlichen Effekt könnte der Arzneistoff auch bei Covid-19 zeigen. “Wir hoffen, dass wir mit dieser Impfung die Symptome in den Griff kriegen und weniger schwere Erkrankungen sehen”, sagt Diacon.
Südafrika verzeichnete am Freitag über 8000 Coronainfizierte, mehr als jedes andere afrikanische Land. Die strenge Ausgangssperre und das spezielle Verkaufsverbot von Alkohol und Tabak wird in den kommenden Wochen nur schrittweise gelockert. Die Lage bleibt angespannt – nicht nur aufgrund der steigenden Arbeitslosigkeit im Land, die immer häufiger zu Plünderungen führt, sondern auch wegen der beengten Lebensverhältnisse in den vielen Armenvierteln. Der Höhepunkt der Pandemie wird in Südafrika erst mit September erwartet.
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Video: watson
An die Rückkehr in die Schweiz dachte er nie
Doch statt “dazusitzen und zu warten, bis die Welle kommt”, will Diacon mit seinem Team zur Lösung beitragen. Ob der BCG-Impfstoff gegen das Coronavirus hilft, versucht er in seiner Studie an 500 Gesundheitsarbeitern in Kapstadt herauszufinden. “Wir denken, dass wir einen Effekt am besten bei Leuten finden könnten, die dem Virus häufig ausgesetzt sind”, erzählt er. Ähnliche Studien laufen in Australien und Holland.
Diacon ist optimistisch, auch wenn der BCG-Impfstoff Covid-19 letztlich nicht zu heilen vermag. Er könnte die Symptome lindern und somit die zwei bis drei Jahre überbrücken, bis is eine ausreichende Immunität gebe. Ein Vorteil für Afrika und Entwicklungsländer weltweit wäre der Kaufpreis von umgerechnet etwa einem Franken:
Und Diacon selbst? Macht er sich keine Sorgen um seine Gesundheit? Dachte er nie daran, einen der Evakuierungsflüge in die Heimat zu nehmen? Der Lungenspezialist lacht. «Ich helfe den Leuten jetzt hier, durch die Covid-19-Situation zu kommen. Ich bin hier nicht gefährdeter als in der Schweiz. » Ob er nun hier Social-Distancing-Massnahmen befolge oder in der Schweiz, das mache letztlich keinen Unterschied.
Diacons Handy klingelt, es ist ein Radiosender, der seine Einschätzung für die Mittagsnachrichten braucht. Der Schweizer Arzt ist ein gefragter Mann in Südafrika – in der Krise umso mehr.
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